Ende August und Anfang September

Eines Tages wurde ich von meinem Schulcounselor darauf hingewiesen, dass es noch einen schwedischen Schüler gibt, dessen Eltern hier für ein Jahr leben werden und dass der Counselor ein Treffen organisieren wollte. Das war dann überhaupt nicht mehr nötig, weil ich ihn dann in meinem neuen U.S. History Kurs kennengelernt habe, genauso wie einen weiteren französischen Schüler. 

Am Anfang des Schuljahrs wurde ich von ein paar anderen Juniors darauf hingewiesen, dass ich doch Airbands beitreten soll. Airbands ist eine Tanzchoreographie, die jedes Jahr zu Homecoming aufgeführt wird. Jede Klassenstufe hat eine eigene, selbst ausgedachte Choreographie und am Ende treten die Klassenstufen gegeneinander an und Lehrer einer anderen Schule bewerten es dann am Ende. Wir sind circa 70 Leute und ich habe beim ersten Training so viele neue Leute kennengelernt, mit denen ich mich nett unterhalten habe und später auch Lunch in der Schule gegessen habe. Es ist definitiv empfehlenswert einfach mal was Neues auszuprobieren, einfach mal mitzumachen, denn so lernt man neue Leute kennen und hat meistens auch noch Spaß.

Ein paar Tage später gab es dann ein Treffen für alle Austauschschüler in der Region, wo uns nur nochmal gesagt wurde, was wir schon wussten (kein Alkohol, etc.). Dort habe ich dann ungefähr 6 andere Austauschschüler kennengelernt, die aus Spanien, Italien, Belgien und anderen Ländern kamen. Wirklich gut verstanden habe ich mich aber mit keinem dort.

In der nächsten Woche kam dann die Sonnenfinsternis, die in Palo Alto nur 75% betrug und die nicht so spektakulär war, wie sie angepriesen wurde. Außerdem hatte ich unglaublich viele Hausaufgaben in dieser Woche. Der Freitag war dann ein Minimum Day, sodass wir weniger Schule hatten wegen ein paar nutzlosen Workshops und den Earthquake, Fire und Lockdown Drills. Sich unter den kleinen amerikanischen Schultischen zu verstecken ist nicht einfach und ich bin mir nicht sicher, ob diese Tische einem Erdbeben standhalten. Ich habe in diesem Halbjahr keine G-Period, ungefähr wie die siebte Stunde in Deutschland, deshalb konnte ich früher gehen, sodass ich den Lockdown Drill verpasst hätte. Leider habe ich dann den Bus verpasst und wollte zurück zur Bücherei gehen. In dem Moment, wo ich den Campus betreten hatte, begann der Lockdown (Übung für den Fall, dass eine bewaffnete Person die Schule betritt), sodass ein Lehrer, der gerade die Tür schließen wollte, mich anbrüllte, dass ich sofort in den Raum kommen soll. Also ging ich hinein und alles wurde abgedunkelt und die Tür verbarrikadiert. Komischerweise gehen die Türen nach außen auf, also könnte man die Barrikade von draußen einfach umwerfen...

Schlussendlich klopfte ein Mitarbeiter der Schule an der Tür und fragte, ob wir aufmachen können. Offensichtlicherweise sollten wir einfach still bleiben und nichts sagen. Dann wurde uns gesagt, dass wir es gut gemacht haben und wir wieder aufstehen können, also hat mich der Lehrer zum Science Office geschickt, damit ich ein paar Kopfhörer dort abgeben kann. Unglücklicherweise war der Lockdown für fast alle anderen Klassenräume noch nicht zu Ende,sodass ich wieder einmal alleine auf dem Campus stand und mich niemand reinlassen wollte, bis wieder ein Lehrer kam und mir sagte, dass ich doch ins Main Office gehen und mich dort verstecken soll, bis der Drill zu Ende ist. Diese Erfahrung war schon ein wenig seltsam, denn man will da nicht alleine auf dem Campus stehen, wenn es ein echter Ernstfall ist und weil man in diesem Fall gemerkt hat, wie wichtig das für die Leute war und wie ernst das genommen wird. 

Am folgenden Wochenende hatte es durchgehend 40°C, sodass wir am Samstag auf mein Drängen an den Strand gefahren sind. Dort war das Wasser zwar kalt, aber das passte ja zu den Temperaturen. Die Wellen waren riesig und wir sind die meiste Zeit in die Wellen gesprungen. Ich war die Kraft der Wellen überhaupt nicht gewöhnt und bin bei der ersten großen Welle erstmal zu spät hineingesprungen, wurde komplett umgeworfen, unter Wasser gedreht bis ich an den Strand gespült wurde, was zwar nur ein paar Sekunden waren, aber es hat mir trotzdem gezeigt, was für eine unglaubliche Gewalt das Meer inne hat. Das ist mir dann noch ein paar Mal passiert, obwohl mir mein Gastbruder erklärt hatte, dass man reinspringen muss, bevor die Welle bricht. Danach haben wir noch mit Freunden meiner Gastfamilie ein Bonfire gemacht, S'mores gegessen und schöne Bilder vom Strand geschossen.

Den darauffolgenden Tag haben wir dann mit Segeln verbracht, weil mein Gastvater gerne in seiner Freizeit segelt und weil ich es unbedingt einmal ausprobieren wollte. Es war der perfekte Tag dafür, auf dem Festland war es unglaublich warm, aber auf dem Wasser war es angenehm und die Aussicht auf San Francisco und die Bay war atemberaubend!